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Parrotta Contemporary Art

Yann Mingard - Everything is Up in the Air, Thus Our Vertigo
(08.09.2019 - 18.10.2019)




Galeriedetails
Kontakt:   
 
          Parrotta Contemporary Art
          Sandro Parrotta
 
          BrĂĽsseler Str. 21
          50674 Köln
          Deutschland
 
Telefon:   
0221 92 35 59 01
Fax:   
 
E-Mail:   
Kontaktformular
Galerie:   
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Die Adresse der Ausstellung lautet:
 Parrotta Contemporary Art
BrĂĽsseler Str. 21
Tel.:0221 92 35 59 01
 50674 Köln

Beschreibung der Ausstellung:
 In seinem zwischen 2015 und 2018 entstandenen fotografischen Projekt „Everything is Up in the Air, Thus Our Vertigo“, geht Yann Mingard seinem tief verankerten Interesse einer „fotografischen Diagnostik von Zeitgenossenschaft“ nach. Der in Colombier lebende schweizerische KĂĽnstler, der vormals im Gartenbau tätig war, befasst sich mit den vom Menschen auf der Erde hinterlassenen Spuren in ihren sichtbaren und spĂĽrbaren Auswirkungen in Natur, Technologie und Gesellschaft. Er lenkt den Blick auf globale Phänomene, die er wie ein Wissenschaftler durch Zusammentragung und Auswertung von Information erforscht. Dabei sammelt er Beobachtungen aus verschiedenen Zeiten, vereint historische Dokumente und aktuelle Bild- und Textquellen in einer Art Bestandsaufnahme der durch menschliche Handlungsmacht bestimmten Welt in einzelnen Szenarien.

Ausgehend von geologischen Phänomenen wie Sedimentation und Schichtung verdichtet Mingard das Material in vielschichtigen Zusammenhängen, kombiniert mitunter räumlich und zeitlich weit auseinanderliegende Ereignisse. Das Unterkapitel „Seven Sunsets“ besteht aus der paarweisen Gegenüberstellung von aktuellen Webcam-Bildern des diffusen, smogbelasteten Himmels über chinesischen Metropolen und Bildausschnitten aus feurig glühenden Himmelsdarstellungen von J.M. William Turner. In diesen Diptychen wird unter Verweis auf eine Studie veranschaulicht, dass die mitunter spektakulären und romantischen Farbeffekte des Himmels durch Ruß- und Aschepartikel eines Vulkanausbruchs beeinflusst und damit letztlich auch auf eine Umweltverschmutzung zurückzuführen sind. Sowohl die aktuellen Aufnahmen als auch die historischen Gemälde dienen gleichermaßen als visuelle Beweise, die zur langfristigen Untersuchung des Klimawandels beitragen.

„Crested Ice“ behandelt den langfristigen Umgang mit radioaktiven Unfällen und Abfällen auf der Ebene von Wissenschaft und Politik. Als Projekt „Crested Ice“ wurden die Maßnahmen der US-Regierung bezeichnet, die nach dem Absturz eines B-52 Bombers mit einer Ladung Wasserstoffbomben über Grönland im Jahr 1968 ergriffen wurden, um die Ausbreitung radioaktiver Stoffe einzudämmen, die Trümmer zu finden und das verseuchte Material zu entsorgen. Mit dem Einsatz zur Dekontamination gingen Bemühungen einher, den Vorfall zu vertuschen und das Geschehen „unsichtbar” zu machen. In diesem Zusammenhang wird von Wissenschaftlern über ein Warnsystem nachgedacht, welches in einer fernen Zukunft funktionieren soll, in der Sprachen vielleicht obsolet geworden sind und auch die Menschheit längst ausgestorben ist. Als ein wirkmächtiges Symbol, welches über die Reichweite menschlicher Kommunikation hinausgehen und für Bewohner ferner Galaxien verständlich sein könnte, wurde das Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch erachtet.

Im Zentrum der Serien „Great Aletsch Glacier“ und „Pray“ stehen Klimawandel und Veränderungen der Umwelt. Die weitreichenden Folgen von Erderwärmung und Gletscherschmelze auf betroffene

Landschaften und Menschen reichen bis in lokale, religiöse Praktiken hinein, die zur Beeinflussung der Gletscherentwicklung Bestand haben. So haben die Einwohner von Fiesch in Schweizer Kanton Wallis seit 1678 in einer jährlich am Gedenktag des Hl. Ignatius stattfindenden religiösen Prozession um den Rückgang des Aletsch-Gletschers gebetet, dessen fortschreitende Bewegung das Dorf bedrohte. Im Angesicht des Klimawandels und der Gletscherrückgänge, wurde 2009 seitens der Gemeinde der päpstliche Segen für die Abänderung des Gelübdes eingeholt, um die Prozession nun mit dem entgegengesetzten Gebet durchzuführen, dessen Ziel nun der Erhalt des Gletschers war.

Für die Serie „Ice Core“ fotografierte Yann Mingard Eisbohrkerne. „Diese Arbeit dreht sich um das Zeitalter, in dem der Mensch den größten Einfluss auf die Umwelt hat, und um geologische Untersuchungen zum Klimawandel. Der ungefähr drei Zentimeter große Eisbohrkern, der auf diesem Bild zu sehen ist, ist eine Probe aus einem 8000 Jahre alten Stück Antarktis-Eis, mit der am Institut des Géosciences de l´Environnement in Grenoble geforscht wird. in einem Container bei minus 30 Grad (damit das Eis nicht schmilzt) untersuchen Wissenschaftler unter Mikroskopen die Sauerstoffbläschen und deren unterschiedliche Schichten in Eisbohrkernen. So gewinnen sie Informationen aus der Vergangenheit, aber zugleich sind sie fragil. Wenn wir nicht aufpassen, verschwinden sie einfach im Nichts. Denn die Gletscher schmelzen und mit ihnen all diese kostbaren Daten... Auf eine Art zeigt sich hier, was wir Menschen seit der industriellen Revolution mit unserer Umwelt machen: Wir sind dabei, sie zu „nichts“ zu reduzieren.“ (Yann Mingard)

War sein vorheriges Projekt Deposit noch langfristiger und enzyklopädischer angelegt, so ist das aktuelle Projekt in seiner künstlerischen Strategie allegorischer, aber nicht weniger weitreichend und relevant. Anhand der Visualisierung von Spuren, die auf Eingriffe und letztlich auf Störungen der Umwelt verweisen, wird nicht nur die destruktive Kraft des Menschen als Handlungsmacht des Anthropozän veranschaulicht, sondern zugleich der Besucher angehalten, seine Verantwortung als Bürger und Konsument zu reflektieren. In den oft dystopisch anmutenden Arrangements aus Stillleben, Landschaftsbildern und angeeigneten Dokumenten steht nicht nur der Zustand der Welt an sich im Fokus seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Mingard reflektiert zugleich auch die mit den globalen Transformationen einhergehende Veränderung der medial konditionierten gesellschaftlichen Gesinnung, der individuellen Wahrnehmung und Geisteshaltung – zwischen Wunderglaube und Politikverdrossenheit.


Yann Mingard, geboren 1973, studierte an der École Supérieure des Arts Visuels in Vevey in der Schweiz. Das Fotomuseum Winterthur widmete „Deposit” 2014 eine große museale Einzelausstellung, die anschließend im Folkwang Museum in Essen gezeigt wurde. Das jüngste Projekt „Everything is up in the air, thus our vertigo“ ist derzeit in einer umfassenden Einzelausstellung am Musée de l´Elysée in Lausanne präsentiert. Werke von Yann Mingard befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen wie Folkwang Museum, Essen (D), Fotomuseum Winterthur (CH), Musée de l’Elysée (CH), FNAC (F), Banque Cantonale Neuchâteloise (CH), Banque Julius Baer, New York (USA) FAP, Fonds d’art Plastiques, Lausanne (CH).

 
 Yann Mingard photographed ice cores for the series >Ice Core<. "This work revolves around the age when man has the greatest impact on the environment and focuses on geological studies on climate change. "The approximately three-centimeter ice core is a sample from an 8,000-year-old piece of Antarctic ice, which is being researched at the Institute of the GĂ©osciences de l´Environnement in Grenoble. In a container at minus 30 degrees (so that the ice does not melt) scientists microscopically examine the oxygen bubbles and their different layers in ice cores. They contain information from the past, but at the same time they are fragile. If we are not careful, they just disappear into nothingness. Because the glaciers are melting and with them all this precious data ... In a way, this shows what we humans have been doing with our environment since the Industrial Revolution: We are in the process of reducing it to >nothing<. " (Yann Mingard) While his previous project “Deposit” was more long-term and encyclopedic, the current project is more allegorical in its artistic strategy, but no less far-reaching and relevant. By means of visualizing traces that point to interventions and, ultimately, disturbances of the environment, “Everything is up in the air, thus our vertigo” not only illustrates the destructive power of man as the dominant agency of the Anthropocene, but also encourages individuals to reflect on their responsibility as citizens and consumers. In his often dystopian arrangements of still lifes, landscapes and appropriated documents, not only is the state of the world itself the focus of his artistic exploration. Mingard also reflects the influence of mass media on politics and public knowledge and the concomitant social and individual attitudes and convictions – ranging from a belief in miracles to conspiracy theories. Yann Mingard, born in 1973, studied at the École SupĂ©rieure des Arts Visuels in Vevey in Switzerland. Fotomuseum Winterthur devoted a major solo museum exhibition to “Deposit” in 2014, an exhibition which traveled to Essen’s Folkwang Museum. Mingard´s most recent project „Everything is up in the air, thus our vertigo“ is currently on view in a comprehensive show at the MusĂ©e de l´ElysĂ©e in Lausanne (CH). Mingard´s works are represented in numerous international collections such as: Folkwang Museum, Essen (D), Fotomuseum Winterthur (CH), MusĂ©e de l’ElysĂ©e (CH), FNAC (F), Banque Cantonale Neuchâteloise (CH), Banque Julius Baer, New York (USA) FAP, Fonds d’art Plastiques, Lausanne (CH)



Parrotta Contemporary Art

 
   
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